Gestern war ich beim WordCamp Vienna. Am nachmittag war ich noch im Fitnessstudio beim Group Workout Day. Beide Veranstaltungen waren indoor und daher mit wenig Licht. Ich habe gute Ergebnisse mit dem Yongnuo YN600EX-RT Flash erzielt. Nur in den Hörsälen waren die Ergebnisse schlecht. Man ist regelmäßig mit schwierigen Lichtsituationen konfrontiert. Deswegen will ich hier gerne meine Erfahrungen teilen, was ich gelernt habe und warum es absolut notwendig ist, einen guten Blitz zu verwenden um professionelle Ergebnisse zu erzielen!
Mein Blitz-Setup
Ich habe den Yongnuo YN600EX-RT Blitz mit meiner Canon 6D benutzt. Dieser Blitz kostet ca. 100 Euro und ist somit sehr preiswert in Relation zum Original von Canon, das um die 500 Euro kostet.
Auf dem Blitz benutze ich eine Bounce Card.
Somit kann ich den Flash nach oben richten und das Licht wird ĂĽber die Karte indirekt auf das Motiv geleitet. Das ergibt ein weicheres Licht und ein Catchlight in den Augen der Person.
Indirektes Blitzen
Normalerweise versuche ich indirekt zu blitzen, d.h. den Blitz so zu drehen, dass das Licht von einer weiĂźen Wand reflektiert wird und damit weicher wird.
Ein Teil des Lichts wird ĂĽber die Bounce Card auf das Subjekt geleitet. Direkt ins Gesicht zu blitzen erzeugt sehr hartes Licht, starke Kontraste und harte Schatten.
Leider gab es am Veranstaltungsort keine weißen Wände bzw. waren die Decke und die Wände zu weit weg, um indirekt blitzen zu können.
Wen man bei seiner Kamera den eingebauten Blitz verwendet, ist man ĂĽbrigens weitgehend auf verlorenem Posten. Mann kann den Blitz nur direkt auf sein Motiv richten und der Blitz ist sehr nah am Objektiv (rote Augen vorprogrammiert).
SponsorInnen und Detailfotos
Meine Aufgabe war es, die Veranstaltung zu dokumentieren. Wichtig war mir die SponsorInnen abzulichten, da sie das Event finanzieren und sich davon etwas erwarten.
Zuerst habe ich Detailfotos von Logos und Merchandise gemacht. Das war relativ einfach möglich auch bei schlechtem Licht, da ich in Ruhe die Blende einstellen und verschiedene Fotos mit und ohne Blitz probieren konnte, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war.
Dann habe ich die Sponsoren selber gefragt und mit ihren jeweiligen Produkten bzw. Dienstleistungen fotografiert.
BesucherInnen, OrganisatorInnen und Freiwillige
Wie eingangs erwähnt war das Fotografieren von Personen die einfachere Übung (zumindest was das Licht betrifft, ihnen Emotionen zu entlocken ist schon schwieriger). Ich habe meistens das 50mm 1.8 Objektiv verwendet bei einer Blende von F8 – zusammen mit dem Blitz.
Oft habe ich die Blende geöffnet, damit der Hintergrund unscharf wird.
Der Yongnuo Blitz hat dafĂĽr einen High Speed Synchronisationsmodus. AuĂźerdem unterstĂĽtzt er ETTL, d.h. ich muss den Blitz nicht manuell einstellen sondern die Kamera misst das Licht und kommuniziert mit dem Blitz.
Ich habe die Leute meistens gefragt, ob ich sie fotografieren darf. Ein paar wollten das nicht. Es war mir aber lieber zu fragen, da es sonst sehr schwierig wird, eine Komposition zu finden, wenn sich Menschen andauernd bewegen.
Mir war am wichtigsten, Emotionen einzufangen und das ist mir glaube ich ganz gut gelungen.
Im Hörsaal
Die Fotos im Hörsaal waren eine Herausforderung. Es waren auch einige andere Fotografen dort, und alle haben mit den Bedingungen gekämpft.
Zunächst ist der Blitz nicht stark genug, um den ganzen Hörsaal auszuleuchten.
Eine Möglichkeit wäre gewesen, ein Stativ und eine längere Belichtung zu verwenden. Nur dann wären die Menschen unscharf, da sie sich bewegen. Vielleicht probiere ich das trotzdem nächstes Mal.
Ich glaube die einzige Möglichkeit wäre eigentlich besonders lichtstarke Objektive zu verwenden und/oder sich mehr auf Nahaufnahmen zu konzentrieren. z.b. vom Publikum und vom Sprecher bzw. der Sprecherin.
Dass der Veranstalter die Beleuchtung stärker macht war eine Möglichkeit, und er hat es später auch gemacht. Trotzdem hat das kaum geholfen. Ganz hell war nicht möglich, da sonst die Folien nicht mehr gelesen werden können. Außerdem waren es ja keine Scheinwerfer wie in einem Fotostudio.
Eine weitere Möglichkeit wäre gewesen, mehrere Blitze auf Stativen im Raum zu verteilen und über Funk von der Kamera auszulösen. Das ist auch eine Funktion, die der Yongnuo YN600EX-RT Blitz unterstützt. Ich glaube, dass so eine Lösung durchaus praktikabel ist, wenn es darum geht, möglichst gute Fotos zu bekommen (z.B. bei einer Hochzeit beim Tanzen).
Fotografiert man mit hohen ISO-Werten, kommt es neben dem Rauschen auch zu unschönen Farbverschiebungen. Ich habe versucht, das auf dem Foto oben so gut es geht zu korrigieren.
Im Fitnessstudio
Im Kursraum im Fitnessstudio gab es leider kein natĂĽrliches Licht. Das ist eigentlich der Worst-Case. Ich habe schon einmal gute Fotos gemacht, wenn ich die Personen zum Fenster bitten konnte, nur diesmal ging das nicht.
Ich habe mich entschieden den Blitz direkt zu verwenden. Die Ergebnisse waren nur dann wirklich gut, wenn ich nicht versucht habe, den ganzen Raum zu fotografieren.
Wichtig war auch, dass die Personen weit weg von der Wand steht, um Schatten zu vermeiden.
Zusammenfassung
Ich will hier noch kurz alle Vor- und Nachteile des Fotografieren mit einem Blitz wie dem Yongnuo YN600EX-RT Blitz zusammenfassen.
Vorteile:
- kann gedreht und über eine Bounce-Card oder Wände/Decke indirekt geblitzt werden
- Fotos haben dann kein ISO-Rauschen, sind sehr scharf
- mit dem riesigen Blitz wird man sofort als Profi eingestuft („ah das ist der mit dem großen Blitz“)
Nachteile:
- das Setup ist sehr schwer (v.a. mit einer Vollformatkamera), mir hat nachher das Handgelenk weh getan (also besser genug Pausen machen)
- man kann kaum unauffällig fotografieren, da die Kamera sofort gesehen wird – daher dann besser fragen, ob jemand überhaupt fotografiert werden will
- man kann damit nicht große Räume ganz ausleuchten
- wenn man direkt blitzt, kann man Leute blenden
- die Blitze werden oft als störend empfunden (z.B. im Hörsaal)
Hier sind noch die Ideen, die ich nächstes Mal ausprobieren will (meine Learnings):
- nächstes Mal mit Stativ probieren
- ich brauche irgendwann (wenn ich 2000 Euro habe) noch lichtstärkere Zoom-Objektive (z.B. das Journalistenobjektiv 24-70 F2.8)
- gute Ergebnisse mit Blitz, wenn man aus der Nähe fotografiert (also mutig sein)
- wenn möglich Blitze auf Stativen aufstellen und fernsteuern (z.B. für Backlight-Effekte)
- im Vorfeld schon das Licht abklären und eventuell um stärkeres Licht bitten (oder wenn es geht eigene Beleuchtung aufstellen, kann je nach Veranstaltung auch Dauerlicht sein – Farbtemperatur nicht mischen!)
- statt einer Bounce Card einen „Joghurtbecher“ verwenden (der das Licht noch besser in alle Richtungen streut)
Noch ein Pro-Tipp: Essentiell ist es, im Blitz die richtigen Akkus zu verwenden. Es ist ein Irrglaube, dass der Blitz mit Batterien schneller auflädt oder länger hält. Ich verwende die Duracell Ultra Akkus und habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht.
Als Fazit bleibt, dass sich das Fotografieren bei Veranstaltungen vom Fotografieren im Studio unterscheidet, wo man das Licht kontrollieren kann. Für Fotos von Personen konnte ich mit meinem Blitz sehr gute Ergebnisse erzielen, die ohne einen externe Blitz unmöglich wären. Ganze Hörsääle oder Fitnessstudio-Räume auszuleuchten bleibt eine Herausforderung und ein Problem, für das ich allerdings noch keine wirkliche Lösung habe. Wobei sich die Frage stellt, ob man das überhaupt will oder sich auf Nahaufnahmen konzentriert.
Was sind deine Erfahrungen beim Fotografieren mit Blitz? Wenn du Anmerkungen, Fragen oder Kommentare hast freue ich mich, wenn du sie gerne im Kommentarbereich postet!
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