10 Tipps für wackelfreie 👻 Gimbal-Aufnahmen

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Heute will ich eine Frage beantworten, die mir Sven per E-Mail gestellt hat. Und zwar will er wissen, wie ich Wackler minimiere wenn ich mit dem Gimbal filme:

Die entstehen z.B., wenn man mit dem Gimbal geht oder läuft, da der Gimbal die Stöße die durch die Schritte entstehen nicht ausgleichen kann. Sven verwendet den DJI Ronin SC, den ich hier getestet habe. Meine 10 Tipps sind aber für alle Gimbals nützlich, z.B. auch für den neuen DJI Ronin RSC 2 oder den Ronin RS 2. Lest gerne weiter für meine 10 besten Lösungen.

Beispielvideo

In meinem Beispielvideo vom Ronin SC seht ihr eigentlich fast alle meine Tipps in Aktion:

Ein Behind-The-Scenes kommen später in diesem Video (ab 1:34).

1. Gimbal richtig balancieren

Häufigste Ursache für Wackler ist natürlich, dass man die Kamera am
Gimbal nicht ganz ausbalanciert hat, d.h. wenn der Schwerpunkt nicht ganz stimmt nickt die Kamera immer leicht in diese Richtung und der Gimbal-Motor muss mehr arbeiten.

Beim Ronin SC sollte man auch immer die Kalibrierung machen.

Im Extremfall kann ein sehr schweres oder langes (Tele-)Objektiv an einer leichten Kamera richtig zu schwingen beginnen. Es gibt beim Ronin so eine Schwalbenschwanzplatte, um das Objektiv abzustützen oder andere Gimbals haben z.B. ein Band, um das Objektiv zusätzlich zu fixieren.

2. Nach-Stabilisierung im Schnittprogramm

Dann habe ich wie in meinem Video erwähnt im Videoprogramm das Video stabilisiert, wenn ich mit 24p oder mit 30p gefilmt habe. Z.B. bei Premiere Pro reicht schon der Warp Stabilizer mit 20%, bei mehr sieht es schnell komisch aus (Warping an den Bildrändern).

3. Mit 30p filmen und mit 24p ausgeben (NTSC statt PAL)

Ich filme immer mit NTSC, deswegen habe ich 24p, 30p und 60p zur Verfügung (Bilder pro Sekunde). Der Vorteil bei 30p ist, dass ich den Clip noch auf 80% verlangsamen kann und dadurch sind Wackler gleich weniger sichtbar.

Nachteil von NTSC ist jedoch bei Kunstlicht, dass man dann in Europa schnell ein flimmern drin hat (weil das Stromnetz 50 MHz hat).

Leider ist es bei Sony-Kameras bis dato relativ mühsam, zwischen PAL und NTSC zu wechseln. Bei älteren Sony-Kameras bekommt man sogar noch eine Warnung, wenn man auf NTSC umstellt, aber es gibt z.B. für die Sony a6500 eine App, um die Warnung abzuschalten. Bei Sony-Kameras wird beim Umstellen noch dazu die Speicherkarte formatiert.

Außerdem sollte man bedenken, dass man bei 4K und 30p im Vergleich zu 24p je nach Kamera einen mehr oder weniger starken Crop in Kauf nehmen muss, was aber keine Katastrophe ist, wenn man schon mit einem einigermaßen weitwinkeligen Objektiv filmt.

4. Kürzere Belichtung verwenden (gegen Motion Blur und Rolling Shutter)

Man kann sich auch überlegen eine kürzere Belichtung einzustellen
(z.B. 1/100 oder noch kürzer). Weil wenn man z.B. mit 1/50 filmt und
man hat so einen Mikro-Wackler, dann hat man gleich Bewegungsunschärfe (Motion Blur) und vielleicht sogar einen Rolling-Shutter-Effekt im Bild und das bekommt man auch
durch nachträgliche Bildstabilisierung nicht mehr weg.

Zur Erklärung: Bewegungsunschärfe ist normalerweise sehr wohl erwünscht, da das cinematischer aussieht. Aber man will die Bewegungsunschärfe in die Richtung, in die man die Kamera/den Gimbal bewegt und nicht eine Bewegungsunschärfe die dadurch entsteht, dass man einen Schritt macht und die Kamera durch die Erschütterung wackelt.

Zum Rolling-Shutter-Effekt: Rolling Shutter entsteht, wenn man die Kamera schnell bewegt (z.B. bei Panning), da der Sensor von oben nach unten ausgelesen wird und das braucht eine gewisse Zeit. Dadurch werden z.B. Laternenpfähle schief, ein typischer Effekt wenn man aus dem fahrenden Auto filmt.

D.h. wenn man mit dem Gimbal eine unglückliche Bewegung macht, kann schnell alles schief aussehen (sogar Gesichter). Und das bekommt man eben nicht mehr raus, v.a. in Verbindung mit Motion Blur.

5. Mit 60p oder 120p filmen (bzw. PAL 50p oder 100p) = „Zeitlupe“

Ich habe in meinem Beispielvideo eben gerne mit 120p gefilmt, damit ich nicht nachstabilisieren muss.

60p Videos kann ich auf 40%, 120p sogar auf 20% verlangsamen und auf einer 24p Timeline ausgeben. Wenn man mit PAL filmt kann man nur auf 50% bzw. 25% verlangsamen.

Nachteil dabei ist, dass ich mit den meisten Sony-Kameras dann kein 4K mehr habe.

6. Ninja-Walk

Unter Ninja-Walk versteht man das Abrollen von der Ferse bis zu den Zehen beim Gehen. Dazu muss man leicht in die Knie gehen. Das hilft schon sehr, damit alles stabiler wird, v.a. wenn man mit dem Gimbal geht.

Ein Meister auf diesem Gebiet ist Brandon Li:

7. Gimbal nach unten halten

Was ich auch gerne mache wenn ich jemanden folge: Ich halte den Gimbal nach unten. Dadurch ist der Schwerpunkt günstiger verteilt.

8. Sensor-Stabilisierung und Catalyst Browse

Die Sensor-Stabilisierung war ein Hauptgrund für mich, wieso ich damals die Sony a6500 statt der a6300 gekauft habe. (Heute wäre das ein Grund für die Sony a6600 statt der a6400.)

Die Sensor-Stabilisierung in der Kamera sollte man nach Möglichkeit aktivieren, um so kleine Mikro-Wackler von vornherein zu unterbinden.

Leider ist die Sensor-Stabilisierung in den Sony APS-C Kameras eher bescheiden. Das wäre ein Argument, die A7III am Gimbal zu verwenden.

Neuere Sony-Kameras haben noch die Möglichkeit, die Clips mit der Catalyst Browse-Software zu stabilisieren. Dazu speichert die Kamera (wie eine GoPro) die Gyroskop-Daten, d.h. die Bewegungsdaten wenn man die Kamera plötzlich in eine Richtung bewegt. Wenn man das machen will, sollte man wieder eine kürzere Belichtungszeit einstellen (um Motion Blur zu vermeiden) und außerdem die Sensorstabilisierung ganz abschalten.

9. Weitwinkel verwenden

Wackler sieht man mit Weitwinkel viel weniger als mit Tele-Objektiven, das ist ein einfaches physikalisches Prinzip. Bei einem Tele-Objektiv ist das Bild ja viel mehr „gezoomt“, d.h. eine kleine Bewegung mit der Kamera sieht man im Bild viel stärker (sieht weiter aus) als es bei einem Weitwinkel-Objektiv der Fall wäre.

(*Das ist übrigens auch ein Problem, wenn man mit einem Gimbal etwas aus der Nähe filmt, da hier auch kleine Wackler schon stark auffallen. Da ist definitiv ein Slider besser, v.a. wenn man keine ruhigen Hände hat wie ich leider…)

Deswegen bieten sich Weitwinkel-Objektive für das Filmen mit dem Gimbal an.

Allerdings sehen Personen dann nicht mehr so „schön“ aus (es entsteht quasi ein Fischauge-Effekt).

Ein Argument für das Filmen mit Tele-Objektiv ist auch der „Parallax-Effekt“, d.h. dass sich der Hintergrund schneller bewegt als die Person, wenn man den Gimbal um sie herumbewegt.

Das ist quasi wieder dieses erwähnte physikalische Prinzip, dass eine kleine Bewegung viel ärger aussieht bei Tele-Objektiven. In diesem Fall ist der Effekt jedoch gewünscht.

10. Gimbal am Monopod verwenden

Einen „Trick“ den ich noch nirgendwo gesehen habe ist, dass man den Gimbal auf einem Monopod verwendet (hier ist mein kompletter Review zu diesem Monopod).

Ein Beispiel seht ihr in diesem Video (ab 2:43):

Der Vorteil davon ist, dass man so einen schweren Gimbal auch über längere Zeit ohne Probleme verwenden kann, ohne dass man zu zittern beginnt.

Leider ist das eher für stationäre Aufnahmen geeignet, trotzdem kann man den Gimbal beliebig neigen und drehen und wenn notwendig auch mal jemanden damit folgen.

Oder man gibt den Gimbal überhaupt auf ein Stativ und programmiert die Bewegungen über die Handy-App, dann sind die Aufnahmen natürlich komplett wackelfrei (solange man den Gimbal richtig ausbalanciert hat).

Fazit

1000% „smooth“ bekommt man keinen Gimbal. Wenn man geht oder läuft, bewegt er sich immer rauf-runter und das kann kein Gimbal der Welt ausbügeln. Das geht wohl nur mit einem Slider oder Jib, aber die oben genannten Techniken sollten schon ein ziemlich gutes Ergebnis bringen.

Wenn mir noch etwas einfällt, schreibe ich es noch dazu. Sagt mir
gerne in den Kommentaren, ob euch das geholfen hat…

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