10 Tipps für die Hochzeitsfotografie

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Ich hatte vor kurzem das Privileg eine Hochzeit zu fotografieren. Heute gebe ich gerne 10 Tipps, worauf dabei zu achten ist. Das ist sowohl für Fotografen, als auch für Paare, die einen Fotografen suchen relevant. Lest gerne weiter…

Der Tag der eigenen Hochzeit ist einer der wichtigsten im Leben und er kann nicht wiederholt werden, wenn man ein Foto vergessen hat. Deswegen ist es ein besonderes Privileg und eine große Verantwortung, das Paar auf Ihrem Weg an diesem Tag begleiten zu dürfen.

Tipp 1: Hochzeit als Geschichte

Im Sinne der Rites de Passages ist die Hochzeit ein Übergangsritus von einem Lebensabschnitt in den anderen. Die Ehepartner geben ihre Freiheit des Junggesellenlebens auf (beim Junggesellenabschied), um sich anderen Aufgaben zu widmen, wie etwa dem Großziehen von Kindern. Es gibt mehrere wichtige Übergänge im Leben, die unterschiedlich in verschiedenen Kulturen rituell begangen werden, in unserer Kultur zählen dazu die Matura (Hochschulreife), Sponsion (Universität), die Firmung (erwachsen werden), die Taufe (Namen bekommen), usw.

Alle erfolgreichen Kinofilme bilden die Reise des Helden daran angelehnt ab (der Held bricht als Jugendlicher vom Elternhaus auf und kehrt als Erwachsener und Held zurück, nachdem er das Monster besiegt und die Prinzessin befreit hat). Der Hochzeitsfotografie gibt dieser Ritus ein Drehbuch, das besser nicht sein könnte und sich sehr gut in Bildern festhalten lässt.

Deswegen ist für mich die Trauung an sich (egal ob in der Kirche oder im Standesamt) der wichtigste Teil. Sie besteht in der Regel aus folgenden Punkten:

  • Vorbereitung von Braut und Bräutigam (Kleid, Schuhe, Make-Up, Accessoires, Freunde, Eltern) – getrennt voneinander
  • Erstes Zusammentreffen (emotionaler Moment!)
  • Ringe wechseln
  • Kuss
  • Vertrag unterschreiben
  • Verlassen der Kirche/des Standesamtes

Das Wechseln der Ringe besiegelt die Verbundenheit des Paares und der Kuss ist der emotionale Höhepunkt. Diese emotionalen Momente festzuhalten ist die oberste Priorität für den Fotografen und mit den Fotos die Geschichte der Trauung festzuhalten ist das Ziel.

Tipps 2: Vorab persönlich treffen und Location Scouting

Ich empfehle, sich vorher persönlich mit dem Brautpaar zu treffen. Das ist wichtig, um eine Vertrauensbasis aufzubauen und nicht zuletzt auch die handelnden Personen kennen zu lernen. Es ist wichtig, bei der Hochzeit alle Personen und ihre Beziehung zueinander abzubilden (inkl. Kinder, Eltern, Verwandte, Freunde). Und um schon Ideen zu entwickeln, wie man die Location für tolle Fotos nützen kann und wie das Licht sein wird.

Bei uns war die Trauung z.B. zu Mittag, wo das Licht nicht so gut ist. Daher war es besser, Fotos im Schatten zu machen. Im Standesamt gab es naturgemäß schwierige Lichtverhältnisse (lichtstarke Objektive oder Blitz verwenden). Am Nachmittag hatten wir dann teilweise Glück mit dem Wetter, es war bewölkt (Wolken wirken wie eine riesige Softbox). Im „Hochzeitsstadl“ (Essen) war leider sehr schlechtes Licht (kleine Fenster, daher dunkel und gelbe Beleuchtung).

Tipp 3: Gruppenfotos vorher absprechen

Sehr wichtig ist auch vorher zu besprechen, welche Gruppenfotos gemacht werden sollen. Achtung! Zu viele Gruppenfotos sind zeitaufwendig und die Gäste könnten ungeduldig werden, hier gilt es ein gesundes Mittelmaß zu vereinbaren. Schließlich soll bei der Hochzeit nicht der Fotograf im Mittelpunkt stehen, sondern das Brautpaar. Die folgenden Gruppenfotos sind wichtig:

  1. Brautpaar + Kinder
  2. Brautpaar + Eltern der Braut + Kinder
  3. Brautpaar + Eltern des Bräutigams + Kinder
  4. Brautpaar + beide Eltern + Geschwister mit Partner + Kinder
  5. alle Gäste (ggf. mit Drohne oder von erhöhter Position – Sessel oder Leiter)

weitere Möglichkeiten:

  • Brautpaar + enge Verwandte
  • Brautpaar + Geschwister
  • Brautpaar + alle Eltern
  • Brautpaar + Freunde

Der Grund für Fotos vom Brautpaar und den Eltern ist, dass sich die Eltern vielleicht dieses Foto an die Wand hängen wollen.

Tipp 4: Paarshooting

Da das Licht in der goldenen Stunde am besten ist und man dann nicht die Hochzeitsfeier stört, kann man einen eigenen Tag vereinbaren um an einer besonderen Location ein Paarshooting zu veranstalten. Dann kann man aufwendigere Licht-Setups aufbauen (Reflektor, entfesselt blitzen). Sonst kann man natürlich auch am Tag der Hochzeit das Paar kurz vor einen netten Hintergrund bitten und Fotos machen. Auch alle anderen Gäste kann man fotografieren. Denn an diesem Tag ist jeder besonders gut gekleidet und man kann die Leute von ihrere besten Seite zeigen.

Eine Möglichkeit ist auch eine eigene Fotoecke zu installieren. Dort bereitet man die Beleuchtung, einen schönen Hintergrund und einige lustige Utensilien vor (Hüte, Brillen, usw.) und jeder kann sich dort ablichten lassen.

Tipp 5: „Standardfotos“ vor „künstlerischen“ Fotos

Natürlich wird der Fotograf gerade deswegen gebucht, weil die Fotos und der eigene Stil dem Brautpaar gefallen haben. Ich bin in diesem Sinne damit einverstanden, was Eric Kim sagt, nämlich dass ein gutes Foto aus Komposition, Emotion aber auch der Seele des Fotografen besteht. Wesentlich ist aber trotzdem, die Standardfotos zu machen (Brautkleid, Trauung, Gruppenfotos, Details von den Ringen, Gäste). Dann kann man auch noch zusätzlich künstlerische Fotos machen. Aber kein Brautpaar wird sich freuen, wenn alle Fotos die sie bekommen im Stil der Street Photography sind.

Wenn man Pech hat, gibt es unter den Gästen jemanden, der rote Kleidung trägt und wie es bei uns war noch dazu ein Kind ist. Sehr verführerisch, diese Personen weil sie so süß ist oft zu fotografieren. Allerdings sind das Brautpaar und deren Kinder und Verwandten die Hauptpersonen, deswegen sollte man möglichst viele gute Fotos von diesen Personen machen. Manchmal muss man dann eben im Foto die roten Farben etwas abschwächen, wenn der Blick nicht sofort dorthin wandern soll.

Gut ist, wenn der Bräutigam dunkle Kleidung trägt und dir Braut in weiß ist, dann hat man einen guten Kontrast der auf Fotos hervorragend rüberkommt. In Schwarz/Weiß wirkt er noch stärker.

Tipp 6: Emotionale Momente festhalten

Für mich sind es die emotionalen Momente, die ich festhalten will, weil es Bilder werden, die am besten die positiven Gefühle der Momente in der Erinnerung wachrufen können. Das sind Fotos, die einem jederzeit glücklich machen können und die Stimmung aufhellen können. Deswegen ist es natürlich gut, wenn der Fotograf bei den entsprechenden Gelegenheiten präsent ist. Dazu zählen v.a. wenn der Bräutigam die Braut das erste Mal sieht, der Tausch der Ringe, der Kuss, das Tanzen bei der Feier nachher. Natürlich kann man lustige Momente auch selber generieren oder Ideen liefern (Seifenblasen, Blüten werfen lassen). Sonst sollte man als Fotograf aber im Hintergrund bleiben.

Tipp 7: Foto-Checkliste vorbereiten

Ich mache vorher eine Liste von den Fotos, die ich machen will. Das sind:

  1. Ablauf und wichtige Fotos
  2. Gruppenfotos
  3. Fotos vom Paar
  4. Detailfotos (Blumen, Geschenke, Essen, Torte, …)
  5. Ideen für Paarfotos (Posen)
  6. Ideen für die Komposition (Framing, führende Linien, Gegenlicht, etc.)

Die vereinbarte Liste der Gruppenfotos schicke ich dem Paar, damit keine Missverständnisse entstehen. Weil nach der Hochzeit ist es zu spät, die Fotos können nicht nachgemacht werden. Für die Paarfotos kann man sich vorab einige kreative Ideen überlegen. Ein paar Beispiele:

  1. Mann umarmt Frau von hinten
  2. Mann nimmt Frau Huckepack
  3. Braut im Handspiegel fotografieren beim Schminken
  4. Mann und Frau von der Seite (Kuss, Umarmung)
  5. Frau sitzt auf der Schoß vom Mann
  6. Mann und Frau schauen in die Ferne
  7. Nur Hände (zusammen, formen Herz)
  8. Frau über Schulter vom Mann fotografieren (cool wenn Mann Frau zum ersten Mal im Kleid sieht)

Es erscheint vielleicht auf den ersten Blick sexistisch, aber Frauen und Männer wird man unterschiedlich abbilden. Bei einem Mann wird man eher die breiten Schultern betonen, d.h. wenn er sitzt nach vorne gebeugt, vielleicht mit verschränkten Armen. Bei einer Frau wird man die Kurven betonen, z.B. sie an die Wand gelehnt abbilden. Frauen und Männer sind gleichberechtigt, aber nicht gleich. Es gilt, die Persönlichkeit und Charaktere festzuhalten und keine unpersönlichen Fotos zu machen, trotzdem wird man eher die Schokoladenseiten zeigen. Auch bei einer gleichgeschlechtlichen Hochzeit.

Im Prinzip vereinigt die Hochzeitsfotografie verschiedene Bereiche der Fotografie, was für mich auch die Faszination ausmacht. Dazu zählen z.B. die Makrofotografie (Ringe, etc.), die Produktfotografie (Schuhe, Blumen), die Street Photography (Gäste und Paar) und die Portraitfotografie (Paarshooting). Ich empfehle in diesem Zusammenhang auch meinen Fotokurs, der Online verfügbar ist.

Tipp 8: Perfektionismus vermeiden

Natürlich will das Brautpaar das bestmögliche Ergebnis. Dabei sollte man aber keinen übertriebenen Perfektionismus an den Tag legen. Man wird versuchen, sein bestes zu geben aber wichtiger als das perfekte Foto ist, dass man es überhaupt macht. Mit einer professionellen Kamera hat man schon eine gute Grundlage. Aber es wird nicht möglich sein, in jeder Situation den Reflektor zu verwenden oder einen emotionalen Moment mit einem Blitz auf einem Stativ perfekt auszuleuchten.

Wichtig ist, dass der Fotograf ein Equipment hat, mit dem er auch mobil ist. Ich hatte zwei Kameras mit, eine mit einem lichtstarken Weitwinkel und auf der anderen hatte ich je nach Situation ein Zoomobjektiv oder ein Portraitobjektiv, mit dem ich freistellen konnte. Patricia hat auch fotografiert, sie hatte zusätzlich ein starkes Tele-Zoom, damit konnte sie einzelne Personen aus der Ferne freistellen.

Tipp 9: Nach der Hochzeit Fotos schicken

Ich empfehle, für jeden großen Teil der Hochzeit ein eigenes Album zu machen und der Chronologie der Ereignisse zu folgen. Ich habe meine Fotos auf Google Photos hochgeladen. Folgende Alben habe ich erstellt:

  1. Vorbereitung und Trauung
  2. Geschenke und Essen
  3. Gruppenfotos
  4. Torte und Aktivitäten (inkl. Paarfotos)
  5. Schwarzweiß und Special Edits

Ich korrigiere die Fotos kaum merkbar. D.h. störende Objekte aus den Bildern entfernen und ggf. Helligkeit/Kontrast/Weißabgleich korrigieren. Spezielle Farbeffekte sind sehr subjektiv und nicht jedem gefällt das und beim Ausarbeiten kann das ganz komisch aussehen. Deswegen habe ich noch ein eigenes Album gemacht, wo ich S/W-Versionen der Fotos und spezielle Farbeffekte hinzugefügt habe. (An dieser Stelle vielen Dank an Dirksón! Photography für diese Idee.)

Tipp 10: Kosten des Hochzeitsfotografs

Wenn man den Preis für das Fotografieren festlegt, sollte man erklären, wie es dazu kommt. Dann gibt es dafür auch Verständnis. Alleine meine Kamera kostet z.B. neu mit Objektiv 2500 Euro, und alleine schon diese Kosten will man natürlich durch seine Arbeit hereinbekommen. Die Kamera ist so teuer, weil man damit auch gute Fotos bei schlechtem Licht (Kirche, Standesamt, Restaurant) machen kann. Deswegen ist es wichtig, das alles dem Kunden zu erklären und welche Arbeit man in der Vorbereitung hat. Eine Hochzeit (abgesehen von eigenen Terminen für Paarshooting) wird sich deswegen im Bereich von 1000 Euro bewegen, außer man macht es für Freunde oder ganz kostenlos. Im Vordergrund sollte dabei der Spaß und die Freude an der Fotografie sein, wenn man eine gute Arbeit macht und auch gut erklären kann, warum etwas wie viel kostet, dass man etwas wertvolles leistet und dass man auch überleben muss, wird man dafür auch gut bezahlt werden. Kaum jemand will den Fotografen ausnützen und jeder will schöne Erinnerungen, aber niemand will überhöhte Preise zahlen, die nicht nachvollziehbar sind.

Bonustipp: Vertretung nominieren

Da immer etwas passieren kann (Erkrankung o.ä.) sollte man sich darum zu kümmern, eine Ersatzperson zu haben die ggf. einspringen kann. Ich selber war am Tag dieser Hochzeit leider etwas angeschlagen (re­kon­va­les­zent nach einer Nierenstein-OP) und kann deswegen ein Lied davon singen. Allerdings hat mich an diesem Tag Patricia unterstützt. Sie hatte eine Kamera mit Tele-Objektiv und konnte daher noch sehr besondere Fotos beitragen. Im Notfall hätte sie auch alleine fotografieren können.

Auch wenn sie das nicht wirklich wollte 😉

Fazit

Wie eingangs erwähnt ist eine Hochzeit zu fotografieren eine sehr große Verantwortung. Nur wenn man sich bewusst wird, dass übertriebener Perfektionismus sowieso eher schädlich ist und man seinen Fähigkeiten vertraut, ist das eine große Chance, sich in verschiedenen Bereichen der Fotografie auszeichnen zu können. Es ist sehr schön, wenn man etwas fotografieren kann, das wirklich wichtig ist und wo große Emotionen im Spiel sind.

Mit den Bildern haben wir dem Brautpaar eine große Freude machen können. Das Feedback des Paares hat uns sehr gefreut: „Wir sind überwältigt, es ist für und sehr bewegend die Fotos anzusehen. Ich bin kein Fachmann, aber für mich sind das die besten Fotos ever.“

Vielen Dank an das Paar, dass ich die ausgewählten Fotos in diesem Artikel veröffentlichen durfte um damit anderen zu helfen.

Wenn Du Fragen hast, einen Fotografen suchst oder mehr über die Fotografie lernen willst, kontaktiere mich gerne unter bernhard.herzog@gmail.com. Ich freue mich auch über Kommentare unter diesem Artikel!!! Bis bald!

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Kommentare

3 Antworten zu „10 Tipps für die Hochzeitsfotografie“

  1. Avatar von Nina
    Nina

    Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Die Hochzeitsfotografie ist eine hohe Kunst. Da muss alles stimmen.
    Beste Grüße,
    Nina

  2. Avatar von Drumherum Hochzeitsdekoration
    Drumherum Hochzeitsdekoration

    Eine Hochzeit hat man nur 1x im Leben. (manchmal auch nicht)
    Ich empfehle gerne richtige Fotografen; Nichts ist schlimmer, als gruselige Bilder die irgendein Cousin mit seinem Handy geknipst hat, als einzige Erinnerung an diesen Tag

    1. Avatar von schwimmlehrer
      schwimmlehrer

      Du sagst es!

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