Knapp 2 Jahre bin ich jetzt Kulturbuddy fĂŒr AsylwerberInnen bei der Caritas. Nachdem ich bereits geschrieben habe, was das ist, meine BeweggrĂŒnde und welche AusflĂŒge ich organisiert habe, will ich jetzt einen Update geben und darauf eingehen, was sich verĂ€ndert hat. Den alten Artikel bitte hier nachlesen, habe gerade noch ein paar Fotos hinzugefĂŒgt.
Es hat sich vieles zum Guten verĂ€ndert. So besuchen jetzt viele AsylwerberInnen Deutsch-Kurse. Es gibt die Möglichkeit zu arbeiten. Viele machen Sport, FuĂball ist am beliebtesten. V.a. die Kinder sprechen perfekt Deutsch, da sie in die Schule gehen. Sogar einige Erwachsene sprechen sehr gut Deutsch. Es gibt eine BĂŒrgerinitiative im Ort, die viele schöne Angebote hat.
Neue AktivitÀten
Seit meinem letzten Artikel habe ich die AsylwerberInnen zu folgenden AusflĂŒgen eingeladen. Es kommen immer so ca. 15 Leute mit.
- Stadtexpedition Donaukanal (mit dem AzW)
- Timetravel Vienna
- Schwimmen Alte Donau Kaiserwasser
- WeltBilder Mal-Workshop im Mumok
- Schwimmen im Badeteich Hirschstetten
- Noch einmal WeltBilder Mal-Workshop im Mumok
- Planetarium
- Eislaufen â Tag der offenen TĂŒre Vienna Capitals
- Zentralfriedhof Wien
- Eislaufen â Eröffnung Wiener Eistraum
- Welttag der FremdenfĂŒhrer
- Hop on Hop Off Bus
- Haus des Meeres
- Schwimmen im Wienerbergteich
- Schwimmen im Neusiedlersee (Weiden am See)
- Prater
- Schwimmen und FĂŒhrung in der Seestadt Aspern
- Foto-Workshop und Foto-Walk
- WeltMuseum
Was war gut, was war nicht so gut
Schwimmen war sehr gut im Sommer. Ich habe den TeilnehmerInnen meine liebsten PlĂ€tze gezeigt, die sie groĂteils nicht kennen und wo sie selber mit ihren Freunden hingehen können. Beim Schwimmen waren nur wenig Frauen mit. Das hat nicht unbedingt nur etwas mit Religion zu tun, fĂŒr jede Frau wĂ€re es unangenehm, wenn alle anderen MĂ€nner sind. Deswegen freue ich mich besonders, wenn mir Frauen helfen. Ich habe darauf geachtet, dass das Wasser seicht ist und danach die PlĂ€tze ausgesucht (viele können nicht so gut oder gar nicht schwimmen).
Eislaufen im Winter ist auch sehr gut, v.a. die Kinder lieben es. Es ist nur schwierig und logistisch aufwendig, genĂŒgend Schuhe zu finden, das Ausborgen ist eigentlich zu teuer. Zuletzt habe ich leider ein Paar verloren. Da ich das alleine mache und nur ab und zu Freunde helfen, ist das nicht einfach.
Wenn man etwas eigenes mitbringt, kann es schon passieren, dass es kaputt oder verloren geht. Da versuche ich die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass das meine eigenen Sachen sind. Aber schlussendlich sind es MĂ€nner (und Frauen) und sie haben Kraft. Wenn sie am Abend mĂŒde sind (von körperlicher AktivitĂ€t oder vielleicht sogar von zuviel Kulturgenuss?), habe ich meinen âJobâ richtig gemacht.
Ramadan war sicher ein Knackpunkt. Da sich 2016 bei Ramadan wenig Leute zu den AusflĂŒgen gemeldet hatten, habe ich dieses Jahr keine AusflĂŒge zu dieser Zeit angeboten.
Was mir leider auch negatives passiert ist, dass manche Leute von den Kultureinrichtungen glauben, dass man nichts sagen darf und nur ein Transportunternehmen fĂŒr bedĂŒrftige Menschen ist. Deswegen sage ich immer, dass ich das ehrenamtlich mache und nicht wie die Kritisierenden, die dafĂŒr Geld bekommen. Geld zu bekommen alleine wĂ€re ja kein Problem, wenn man dafĂŒr von diesen Leuten nicht ernst genommen wird schon.
Was auch passiert in Museen, dass Kunstwerke angegriffen werden. Darauf muss man achten, sonst kommt der Sicherheitsdienst und es kann Folgen haben, wenn BeschÀdigungen gefunden werden.
Ich kaufe nur Kleinigkeiten fĂŒr dir AusflĂŒge, zB mal eine Wassermelone. Die Caritas zahlt das nicht. Es geht darum Zeit zu spenden, nicht Geld. NatĂŒrlich wird oft gefragt, was das und das kostet, das ich habe (Handy, Kamera). Ich wurde damals in Traiskirchen auch wegen Wertkarten gefragt usw., aber das will ich nicht. Ich glaube das fĂŒhrt bei HelferInnen zu EnttĂ€uschung, weil sie dann als jemand gesehen werden, der sie nicht sein wollen.
Das Schlimmste ist zweifellos, dass Asylverfahren negativ ausgehen. Egal wie man dazu steht, fĂŒr die Betroffenen ist es schlimm. Kann natĂŒrlich sein, dass sie dann nicht mehr bei mir mitkommen. Mit meinen Angeboten zeige ich, dass ein Leben in Ăsterreich schön sein kann und ich versuche es auch mit meinem Lebensstil zu reprĂ€sentieren. Trotzdem gibt es fĂŒr mich keinen Grund irgend jemanden schlechter zu behandeln, auĂer er macht etwas dummes, das meinen Werten entgegensteht. Die Arbeit mit anerkannten FlĂŒchtlingen ist zweifellos einfacher.
Geplant habe ich jedenfalls wieder einen Foto-Workshop, da das Interesse dafĂŒr groĂ ist. Ich hoffe es klappt. (Inzwischen habe ich den Foto-Workshop erfolgreich durchgefĂŒhrt, siehe auch die FotosâŠ)
Danksagungen
AbschlieĂend will ich mich bei allen bedanken, die Interesse an Sport und Kultur gezeigt haben und meiner Einladung gefolgt sind. Und damit auch fĂŒr sich selbst etwas getan haben und mit denen wir alle viel SpaĂ hatten. Und bei allen, die mir bei den AusflĂŒgen geholfen haben. In no particular order groĂer Dank gebĂŒhrt: Faramarz, Patricia, Farideh, Hamed, Sabri, Bettina, Franziska, Sabine und Nicola (von der BĂŒrgerInneninitiative)
Alle Fotos (c) Bernhard Herzog
Fotos 2016:
Fotos 2017:
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